Lesung und Predigt zur Liturgischen Nachtwache

Lesung

 

Mt 26,36–41

 

36 Dann kommt Jesus mit ihnen an ein Gut, genannt Gethsemane, und er spricht zu den Jüngern: „Setzt euch hier, bis ich hingegangen bin und dort gebetet habe“!

 

37 Und er nahm den Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus mit und fing an, betrübt und geängstigt zu werden

 

38 Dann spricht er zu ihnen: „Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod. Bleibt hier und wachet mit mir!"

 

39 Und er ging ein wenig weiter und fiel auf sein Angesicht und betete und sprach: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mich vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.

 

40 Und er kommt zu den Jüngern und findet sie schlafend; und er spricht zu Petrus: „Also nicht eine Stunde konntet ihr mit mir wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!

 

 

 

Predigt

 

In der Lesung hörten wir von Jesus, der mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem, dem Endpunkt seiner Reise war. Er weiß, was auf ihn zukommt, was mit ihm geschehen wird. Er ist Gottes Sohn, weiß sich ganz in der Liebe des Vaters, und dennoch hat er Angst. Er ist in höchster seelischer Not und möchte beten. Aber er bittet nicht nur um den Beistand Gottes, Jesus wendet sich auch an seine Begleiter auf dem Weg, fordert sie auf: „Bleibt und wachet mit mir!“ Es ist für ihn wichtig, sie in dieser schweren Stunde an seiner Seite zu wissen, ihre Unterstützung zu haben.

 

Aus dem gleichen Grund sind wir heute hier – um den Menschen in den Dörfern unsere Solidarität zu zeigen, sie zu unterstützen in ihrem bereits jahrelangem Kampf. Jetzt ist ihre Heimat und Existenz durch RWE und die gesetzgebende Politik in ihrem Bestand akut bedroht.

 

Durch das Heranrücken der Bagger, dem jetzt geplanten Abriss der L277 und nicht zuletzt dem langsamen Sterben ihrer Dörfer stehen die Menschen hier unter höchstem seelischen Druck, der kaum auszuhalten ist, der die Kräfte aufzerrt. Das ist Zerstörung von Mensch und Schöpfung, das ist Gewalt. Gerade dann ist es wichtig zu erfahren, dass man in dieser Not nicht allein ist, dass es Unterstützung gibt.

 

Dem Anderen zu helfen, ihm in seiner Not beizustehen, gehört zu den zentralen Aussagen der christlichen Botschaft und in der Nachfolge sind wir als ChristInnen dazu aufgerufen, diese Aufgabe anzunehmen – in jeder Situation, gegen jede noch so übermächtig erscheinende Macht. Doch was können wir tun, vor allem dann, wenn die Situation fast hoffnungslos erscheint?

 

Wir sind aufgerufen, immer dann und immer wieder da zu sein, wenn wir sehen, dass Unrecht geschieht: gegenüber Menschen, gegenüber unseren Mitgeschöpfen, gegenüber der Schöpfung.