Impressionen unseres Weihnachtsgottesdienstes
alle Fotos: UPA
Wichtiger Teilerfolg im Kampf um Lützerath vor dem OVG Münster
Der vollstänidge Entscheid hier.
Trotzdem baggert sich RWE immer weiter voran - der Abstand zur Kante wird täglich kleiner. Auch das eine Art, Tatsachen zu schaffen...
Einladung zum Gottesdienst an der Kante:
Hl. Messe am Samstag, 25.12.21, 15 Uhr vor der Kirche in Keyenberg
Und das Licht scheint in der Finsternis – eine neue Hoffnung kommt in die Welt. Und sie strahlt aus von einem armseligen Stall, keinem Palast; nicht von einem mächtigen Herrscher, sondern in Gestalt eines Kindes: arm, schwach, verletzlich, gefährdet.
Hoffnung ist ein zartes Geschöpf, und gleichzeitig kann sie ungemein kraftvoll sein. Doch dazu muss sie unterstützt und genährt werden. Gerade zur Weihnacht wird dies deutlich, wenn Christ*innen auf der ganzen Welt in der Geburt eines Kindes die Hoffnung auf eine andere, gerechte Welt feiern.
Was sind unsere Hoffnungen, was trägt sie durch schwere Zeiten? Wie können wir sie trotz allem nähren, erhalten und feiern? All diesen Fragen möchten wir Raum geben.
In dieser Hoffnung hatten wir die Pfarrei Christkönig am 9. Dezember um einen Weihnachts-gottesdienst in den Dörfer gebeten. Eine Antwort bekamen wir nicht, aus der Presse erfuhren wir, dass eine Öffnung der Kirchen nicht möglich sei. Ein zwischenzeitlich von Seiten des Bistums ins Gespräch gebrachter Gottesdiensts von Pfr. Rombach unter freiem Himmel in Kuckum wurde bislang auch nicht angekündigt. In jedem Fall aber wird es einen Weihnachtsgottesdienst geben - wir feiern ihn vor der verschlossenen Heilig-Kreuz Kirche in Keyenberg.
Corona: Angesichts der steigenden Zahlen legen wir wieder Listen aus, achten besonders auf Abstände und bitten um Einhaltung von 3G.
Hier gehts zum Video.
Pfadfinder aus Erkelenz verbreiten Friedenslicht in Erkelenz
Die Friedenslichtaktion 2021 steht in Deutschland unter dem Motto: „Friedensnetz – ein Licht, das alle verbindet“.
Auch Menschen von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ waren dabei: „Es war ein sehr schöner Gottesdienst heute, von den Pfadfindern selbst zelebriert. Super sympathisch und wohlüberlegt gestaltet – schöne Text- und Liedauswahl und sehr ansprechende Kommunikation mit der „Gemeinde“. Da kann sich manch ein Profi vier/ fünf Scheiben abschneiden!“
Die Flamme wurde dann nach Lützerath und Keyenberg gebracht und dazu ermuntert, sie weiterzugeben: an die Kuckumer Kirche, die Berverather Kapelle, an Wegekreuze, Kniefälle, aber auch in private Wohnungen.
Seit 35 Jahren gibt es die weltweite Friedensaktion – ausgehend vom Friedenslicht in Betlehem, das besonders durch die Pfadfinderbewegung weltweit an jeden Ort der Welt gelangen soll, als Zeichen dafür, was uns eint: Der Wunsch nach Frieden.
"Die Kirche(n) im Dorf lassen" schreibt an die Pfarrei Christkönig, Erkelenz:
9.12.21
Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ hat die Pfarrei Christkönig Erkelenz dazu aufgefordert, die von Pfarrer Rombach am Vortag des Ersten Advent – einen Tag vor der Entwidmung der drei Kirchen in Keyenberg, Kuckum und Berverath – ausgesprochenen Zusagen einzuhalten. Am Ersten Advent erklärte Pfarrer Rombach nach einem sehr emotionalen, aber auch konstruktiven Gespräch mit Bürger*innen in der Kirche von Kuckum, er wolle sich „intensiv dafür einsetzen“, dass
▪ die drei Kirchen weiterhin regelmäßig – vor allem an Sonn- und Feiertagen - geöffnet sind
dort wieder Gottesdienste stattfinden
▪ die örtlichen Pfarr- und Gemeinderäume den dort lebenden Menschen wieder zur Verfügung stehen.
Nach ihrem jahrelangen Kampf - und vor allem dem akutellen politischen Signal der neuen Bundesregierung, die Dörfer erhalten zu wollen - weckten diese Zusagen bei den Menschen in den Dörfern die Hoffnung auf einen Neuanfang – auch und besonders ihres Gemeindelebens.
Die Zusagen werden jedoch nicht eingehalten – im Gegenteil: Nur die Kapelle in Berverath ist wie bisher täglich geöffnet, der Schlüssel befindet sich weithin in der Hand eines Berverather Bürgers. In den Kirchen von Keyenberg und Kuckum dagegen wurden die Schlösser ausgetauscht und sie blieben am letzten Sonntag geschlossen. Auf Nachfrage hieß es, die Gremien der Pfarrei hätten die Öffnung der Kirchen – und gar Gottesdienste dort – untersagt.
In ihrem Schreiben vom 8.12.21 fordert „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ die Pfarrei und insbesondere Pfarrer Rombach auf: Halten Sie Wort! Öffnen Sie die Kirchen! Gehen Sie auf die Menschen zu und kündigen Sie einen Weihnachtsgottesdienst in den Dörfern an – setzen auch Sie ein Zeichen für Ausgleich und Neubeginn! Heissen Sie damit die Menschen, die lange auf seelsorgerische Betreuung verzichten mussten, wieder in ihrer Gemeinde willkommen!
Offener Brief von Maria 2.0 an die Diözesanbischöfe
8.12.21
In einem Offenen Brief an die Diözesanbischöfe kritisiert Maria 2.0 den Ausschluss von Laien - und insbesondere Frauen! - von allen Entscheidungen der Weltsynode, deren Ziel doch sei, ein „gemeinsames Haus“ neu aufzubauen für das dritte Jahrtausend.
Maria 2.0 fordert nicht nur Teilhabe, nicht nur die Beteiligung der Laien lediglich als Impulsgeber*innen, sondern echte Mitbestimmung und Entscheidungsgewalt:
"Maria 2.0 fordert, dass die nicht Geweihten im Volk Gottes nicht länger strukturell bedingt als
Christ*innen zweiter Klasse behandelt werden. Maria 2.0 fordert eine Kirche ohne Herrschende und Beherrschte, ohne Christ*innen erster und zweiter Klasse. Maria 2.0 wendet sich gegen jede
Form von Klerikalismus."
Den vollständigen Text findet ihr hier.
Gottesdienst am zerstörten Bochheimer Wäldchen, 4.12.21
Es war kein leichter Gang. Schon die Anfahrt zu unserem Treffpunk endete für viele an einer von RWE aufgerissenen Straße, auch wurden Menschen, die zu Fuß kamen und als Ziel das ehemalige Bochheimer Wäldchen angaben, von der Security zurückgewiesen.
Aber vor allem war die Stimmung gedrückt: Viele waren auch vor zwei Wochen dabei gewesen, als beim Waldspaziergang Fledermaushöhlen geöffnet wurden, die RWE verschlossen hatte, um die Tiere zu vertreiben. Wie würde es jetzt dort aussehen?
alle Fotos: UPA
Und dann versperrte - schon mit Blick auf den Kahlschlag - Security den Weiterweg. Aber ein kurzer Schwenk, über ein Feld, durch einen Graben, und wir waren da: Nicht mehr ein Durcheinander von gefällten Stämmen wie auf den Fotos im Netz, sondern nur noch Baumstümpfe - ein trostloses Bild.
Im Gottesdienst hörten wir ein Stück aus der Apokalypse, der Offenbarung Johannis (Offb 13) - nicht hätte passender sein können. Die Predigt stellte diesen Text zunächst in seinen historischen Zusammenhang, den "Imperialismus" Roms, dann aber in die Gegenwart: Die weltweite Übermacht eines Wirtschaftssystems, das sich als alternativlos darstellt, einem Götzen gleich, und alle Menschen in seinen Dienst zwingt. "
"Und deshalb ist es so wichtig, dass wir uns dieses weltumfassende, mächtige, zerstörerische System immer wieder anschauen. Das wir seine Opfer betrauern, uns dem Schmerz aussetzen im Bewusstsein der eigenen Verstrickung. Um dann gemeinsam wieder aufzustehen, unsere Stimmen erheben und anklagen – immer wieder und wieder: "Hier gilt das Beharrungsvermögen und die Treue der Heiligen!"
Die vollständige Lesung und Predigt findet ihr hier.
Video-Schnipsel vom Pilger gib es hier und hier und hier und hier.
Und hier das - für mein Empfinden - ultimative Lied zur Zerstörung des Bochheimer Wäldchens (von Wendelmeyer):
Einladung zum Gottesdienst an der Kante: Das Bochheimer Wäldchen ist nicht mehr.
Treffpunkt: Bochheimer Wäldchen, Samstag, 4.12.21, 13 h
Das Bochheimer Wäldchen ist nicht mehr. Vor noch nicht einmal zwei Wochen wurden dort die Wohnhöhlen der Fledermäuse, die RWE verschlossen hatte, von mutigen Aktivist*innen geöffnet. Diese Bäume
stehen jetzt nicht mehr. Stattdessen Bilder der Verwüstung, der sinnlosen Zerstörung:
Bochheimer Wäldchen wie es einmal war, Dorfspaziergang vom 8.11.2021
Bochheimer Wäldchen seit gestern Nachmittag
(Aufnahmen von Pilger)
Fassungslos und wütend stehen wir alle davor - und werden diese Trauer und Wut am Samstag in einer "Andacht der Fassungslosigkeit" zum Ausdruck bringen, miteinander teilen, uns gegenseitig
stärken und wieder handlungsfähig machen.
Bereits um 12 h treffen sich Menschen am Krähennest und laufen in einem Trauermarsch zum Bochheimer Wäldchen, gemeinsam halten wir dann Andacht.
Infos zur Anfahrt (evtl. gesperrte Straßen!) gibt es zeitnah auf Twitter.
Pressemitteilung zur gestrigen Aktion #DieKirchenDenMenschen im rheinischen Revier
28.11.21
Mitglieder der Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" haben gestern im rheinischen Revier gegen die anstehende Entwidmung und Übergabe von drei Kirchen protestiert, sind gepilgert, haben gesungen
und gebetet. Schließlich sind Menschen aus den Dörfern gemeinsam mit verschiedenen Aktivist*innen (von "Die Kirche(n) im Dorf lassen" der Mahnwache in Lützerath, von Alle Dörfer Bleiben, von
Lützerath Bleibt ZAD, von Unser Aller Wald, vom Hambi Support Aachen u.a.) zum Ende der angekündigten Öffnungszeiten in den drei Gotteshäusern sitzen geblieben.
Nach anfänglich erregten Wortwechseln und großer Beharrlichkeit von Seiten der Aktivist*innen stellte sich die Pfarrei Erkelenz mit mehreren
Vertreter*innen in der Kirche von Kuckum dem Gespräch. Dazu kamen schnell auch Menschen aus den Dörfern. In diesem Gespräch kam es zu ersten vorsichtigen Schritten der Verständigung. Deren
Tragfähigkeit muss sich in den kommenden Wochen erweisen. Zugesagt wurden von Pfarrer Rombach u.a. die
regelmäßige Öffnung aller drei Kirchen, die Wiederaufnahme von Gottesdiensten sowie die Nutzung von Pfarr- und Gemeinderäumen durch die Dorfgemeinschaften.
Der Pfarrer von Erkelenz äußerte in der Presse seine Hoffnung, dass in den Dörfern am Tagebaurand etwas Neues entsteht. Ein deutliches Zeichen für den Neubeginn: Bewohner*innen von Kuckum und Berverath behielten - entgegen der Ankündigung - die Schlüssel zu ihren Kirchen.
Nach anfänglichen Rangeleien endete auch die Aneignung der Keyenberger Kirche nach einer stabilen und solidarischen Präsenz zahlreicher Menschen nach
Mitternacht harmonisch: VertreterInnen der Pfarrei Erkelenz und Aktivist*innen fanden zu einem gemeinsamen Gebet. Vor dem Verlöschen des Ewigen Lichtes um Mitternacht wurden zahlreiche Kerzen an
ihm entzündet, so dass die Menschen dieses Zeichen der besonderen Präsenz des Göttlichen mit zu ihren Orten nehmen konnten. Eine Aktivist*in trug das Licht über die Felder ins bedrohte Lützerath,
wo es nun in der Eibenkapelle weiter brennt.
„Der überwältigende Symbolgehalt einer solchen Geste macht mich sprachlos“, so Dr. Anselm Meyer-Antz von der Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen".
„Niemand hätte am Beginn des Tages einen solchen Ausgang erwartet.“ Die am Samstagmorgen völlig verfahrene, ja absurde Situation - die zukünftige Bundesregierung will die Dörfer retten, die
Amtskirche entwidmet die Kirchen - endet um Mitternacht damit, dass Licht von der Kirche in Keyenberg in die Welt ausstrahlt. Meyer-Antz wertete die KIDL-Aktion als „mehr als ein voller
Erfolg“ und dankte allen Beteiligten.
Die langfristige Nutzung der drei Kirchen ist offen, ihre Übergabe an RWE "nach der Entwidmung" noch am 26. 11. 21 durch ein Schreiben des Bistums
bestätigt. KiDl wird sich für ihre religiöse Nutzung und für ihre Rolle als Mittelpunkt des Dorfes weiterhin mit Entschiedenheit einsetzen. Auch die Kirche von Keyenberg steht wie das Dorf
Lützerath für die 1,5°-Grenze des Klimawandels und damit für die Glaubwürdigkeit der päpstlichen Enzyklika Laudato Sí.
27.11.2021 Berichte aus den Kirchen
Einen guten Eindruck von der Atmosphäre in der abendlichen Heilig-Kreuz-Kirche vermittelt dieses Video.
von Kirsten und Bernhard
Für uns ist wichtig, dass wir die Kirche, das Ewige Licht bis zuletzt begleiten konnten, sogar eine kleine Zeremonie erfolgte und wir doch noch Ruhe und Frieden finden konnten.
Uns war wichtig, möglichst lange für alle Menschen den Zugang in die Kirche zu ermöglichen - daraus ist dann das Gespräch mit der Küsterin entstanden.
Danke an die wunderbar menschliche Küsterin, die sofort bereit war, etwas in Richtung kleiner Zeremonie zu tun. Sie hätte sonst das Licht am Sonntag auf dem Weg zu ihrer Arbeit einfach nur
gelöscht. Ich glaube, die Küsterin und auch der Rainer waren froh, die Kirche auf diese versöhnliche Weise zu verabschieden - beim Dank menschelte es auch bei ihm - die Küsterin war einfach nur
wunderbar.
Unser ganz besonderer Dank geht an die jungen Aktivisti, die uns - die Bürgerlichen - wie sie es so schön nannten, begleitet haben. Es war sehr schön mit Ihnen gemeinsam diese nächtlichen Stunden
zu erleben. DANKE auch an den Menschen, der das Ewige Licht in die Eibenkapelle gebracht hat.
von Christa
Verspätet zu der Prozession traf ich nachmittags an der Heilig-Kreuz-Kirche ein. Es kamen vereinzelt Menschen bedrückt aus der Kirche und verließen den Ort ohne großen Austausch, Fotografen
durften sich nur draußen aufhalten. Es war befremdlich, kein Gottesdienst, kein Glockengeläut, kein geschmückter Eingang, eine seltsame Stimmung herrschte vor, keiner sprach lange, man winkte
sich teilweise wortlos zu.
Ich persönlich ging um 15:30 Uhr mit gemischten Gefühlen hinein, da 3 securities Dienst hatten und und ärgerte mich über das Schild, dass es ein absolutes Fotografierverbot – für alle - gab.
Warum gönnte die Pfarrei den Keyenberger*innen und Besucher*innen nicht, Erinnerungsfotos von dieser wunderschöne Kircheninnenausstattung zu machen? Warum überhaupt die Entwidmung, wenn die
Kirche wieder der Dorfmittelpunkt hätte werden können? Es ist für mich schwer nachzuvollziehen.
Vor dem Altar brannten kleine weiße Kerzen auf dem Boden, ein Buch lag aus, in das fast alle Besuchende hineinschrieben. Inder Mitte vor dem prachtvollen majestätischen goldenen Altar stand die
Osterkerze mit der Jahreszahl 2021, auf dem Altar auf dem weißen Tuch links drei Kerzen und rechts gelbe (!) Blumen.
Höflich und mit gedämpfter Stimme forderte die Vertreterin der Pfarrei Christkönig Frau K., die ein Namensschild trug, uns kurz nach 16 Uhr auf, die Kirche zu verlassen.
Meine KiDl Kollegin meinte: “Wir gehen nicht.“ Frau K. Meinte darauf in schärferem Ton: "Dann muss ich die Polizei holen.“ Darauf die KiDl-Kollegin. „Dann holen Sie die Polizei!“ Daraufhin
verließ Frau K uns sofort ohne weitere Diskussion. Zusammen begannen wir zu dritt leise zu singen „Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet!“ ein Taizélied.
Plötzlich gab es für 10 Minuten etwas Tumult am Eingang, mehrere Polizisten kamen dazu. Ich kümmerte mich nicht darum, denn ich empfand als meinen Auftrag, unter allen Umständen sitzen zu bleiben
und damit gegen die Entwidmung zu protestieren. Ich erkannte Pfr. Rombach mit schwarzer Mund- und Nasenmaske im Gedränge. Die Türen standen offen und die bisher ausgesperrten Fotograf*innen und
Filmenden drängten nach vorn und machten viele Bilder von der seit ca. einem Jahr verschlossenen Kirche. Wir sangen zu dritt das Psalmlied „Wie nun ihr Herren“ und „ Das könnte den Herren der
Welt ja so passen“ und immer wieder: „Bleibet hier...“ Eine Sängerin sang vorne ein spanisches Lied.
Die Polizei hielt sich sehr im Hintergrund, sie fuhren gegen 20:30 Uhr weg. 2-3 Securities blieben vor Ort. Handwerker tauschten zwischendurch Schlösser aus, erst im Nachhinein erfuhr ich, dass
einige mit Sekundenkleber zugeklebt waren.
Es hieß, dass draußen eine Lichterinstallation sei, ich hatte Bedenken, hinaus zu gehen, um ggf, nicht wieder hinein zukommen, aber alles war entspannt, Ich schaute kurz nach draußen, vor der
Haupttür stand die Mahnwache mit der „Küche für alle“. Später wurden Getränke, etwas Essen und Schlafsäcke hineingebracht. Nach mehreren Stunden Singens brauchten wir eine Pause. Durch Helmut
Kehrmanns Erzählungen wurden wir punktuell nach meinem Empfinden zu einer Gruppe zusammengeschweißt. Inzwischen wurden wir gefragt, wie lange wir denn bleiben wollten. Wir forderten einen
Verbleib bis nach 24 Uhr, also bis in den 1. Advent hinein.
Der Küster Herr M. schlug einen Psalm vor und bot uns an, dass wir uns ein Lied aussuchen könnten. Noch einmal sangen wir: „Von guten Mächten“. Die Gruppe der Aktivisti sang den Kanon „Wehrt
Euch, leistet Widerstand gegen die Braunkohle hier im Land; RWE enteignen, wir KiDler sangen das Lied mit mit dem Vers am Schluss … „Alle Dörfer bleiben!“ Herr Merkens bat darum, dass wir
zusammen abwechselnd den Psalm 629 beten sollten, der so beginnt: "Du führst mich hinaus ins Weite, Du machst meine Finsternis hell." Dann folgte das Lied „Großer Gott, wir loben Dich“. Danach
sagte Herr Merkens mit fester Stimme: „ Es geht weiter. Es wird anders sein. Es wird woanders weiter gehen.“
Während wir das „Vater unser“ beteten, ging Frau Jacobs mit einem Span umher und zündete in Stille unsere Kerzen an. Herr Merkens begann das Glaubensbekenntnis“ und einige beteten mit. Gegen
23:40 Uhr begann Frau Jacobs mit den Vorbereitungen zur Entwidmung, holte das Ewige Licht und stellte es auf den Altar, es wurde ganz ruhig. Die elektrischen Lampen wurden von ihr ausgeschaltet,
es leuchteten nur noch die Kerzen. Wir waren minutenlang ganz still. In der beklemmenden intensiven Stille, in der minutenlang alle regungslos verharrten, fühlte ich mich mit den Anwesenden
verbunden, als wären wir eine gewachsene Gemeinde.
Das Ewige Licht wurde gelöscht.
Wir bedankten uns bei Küsterin und Küster. Wir gingen hinaus in den 1. Adventssonntag, ganz erfüllt von dieser unvergesslichen Nacht und jeder ging seiner oder ihrer Wege. Die Kirchtür wurde von
innen abgeschlossen. Die Kirche war profaniert.
Jetzt beginnt etwas Neues!
von Katharina Siebert
Begonnen haben wir mit einer Prozession durch die drei Dörfer und die Prozession war sehr schön. Singend zogen wir durch die Landschaft: vorbei an feuchten Wiesen im Gegenlicht, an Tieren auf der
Weide, durch das letzte bunte Laub an den Bäumen. Diese dunstige, taufeuchte Farbigkeit, die Kühle des sonnigen Morgens, die Weite der Landschaft, unsere Lieder: das alles verschmolz zur
Stimmigkeit und dem Gefühl, das Richtige zu tun. Eine Verbundenheit war in mir mit unserer Aktion, unserem Ziel und allen, denen Unrecht geschieht.
Die Prozession führte uns nach Kuckum. Ich mag dieses kleine Kirchlein, das so bescheiden im Dörfchen steht und einen leisen, wenig prunkvollen, aber wunderbar intimen Raum in sich birgt. Die
kunstvollen Fenster, der Altar in Form eines Mühlsteins, die vielen Kerzen, die ein warmes Licht schufen, das alles vermittelte eine sehr intensive Ausstrahlung von Willkommen und Geborgenheit -
und sollte Kirche nicht genau das haben?
Die vom Pfarrer bestellten Securities waren natürlich ein Armutszeugnis. Kirche bedeutet ja auch Gemeinschaft, und man denkt, 'wo ist dieser bedauernswerte Pfarrer in seiner Angst denn nur
hingekommen, dass er die Gläubigen nicht mehr in die Kirche lassen kann, ja diese vor den Gläubigen beschützen muss?' Aber mich haben die Securities nicht weiter angefochten. Ich bin in das
Kirchlein reingegangen und da saß ich dann eben, überwiegend mit Frauen. Mehr passierte nicht. Um 16 Uhr begannen wir zu singen. Leise Lieder wie Bleibet hier oder Laudate omes
gentes, zigfach wiederholt, so dass sie etwas Meditatives bekamen und sich wie ein Schutzschild um uns legten, ruhig machten, mit dem Raum verschmelzen ließen. Wir waren unangreifbar in diesem
Moment, haben uns auch nicht mehr groß umgedreht, als Lärm hinter uns entstand: Die Securities waren einfach egal. Wir waren eins mit dem Raum, der Musik, der Guten Sache.
Langsam wurde es dunkel und die Dunkelheit ließ das Individuelle verschmelzen. Wir sangen zwei-, teils dreistimmig und diese schönen Harmonien ließen in mir Bilder entstehen von Nonnen in einer
winterkalten Kirche, die mitten in der Nacht einen Choral anstimmen und alte lateinische Begriffe fielen mir dazu ein, wie Vigil oder Komplet, die ich nicht ganz genau definieren kann. Das waren
ganz starke Momente, die uns weit über uns selbst hinaustrugen in einen zeit- und ortlosen Raum, in Stimmigkeit.
Die Realität kehrte dann zurück, als der Pfarrer die Kirche betrat, mit laut aufschlagenden Absätzen. Das war schon ein Ding, dass da nun ausgerechnet die Polizei in diesem Konflikt vermitteln
musste. Denn plötzlich war die Kirche voller Menschen aus dem Dorf. Irgendwann kam es dann zu einer direkten Begegnung. Conni moderierte anfangs diesen Teil des Gesprächs, und ich habe sie für
die Ruhe und Klarheit, mit der sie die Forderungen der Dörfler vortrug, sehr bewundert. Vier, fünf sehr eindeutige Sätze, mehr war das nicht. Danach trat eine Pause ein - und dann begann ein
Gespräch.
Da saßen sie, der Herr Pfarrer und seine Begleiterin, und mussten sich einiges anhören. Beide sprachen den Menschen das Recht ab, hier zu sein (wer von Ihnen ist denn überhaupt von hier; wann
waren Sie zuletzt im Gottesdienst?) und erzählten ihre Geschichte des Überfordertseins durch den eigenen Anspruch und der ausbleibenden Anerkennung. Sie taten mir leid, das meine ich ohne
jede Häme. Aber für die Menschen in der Kapelle hatten beide lange Zeit schlicht kein Ohr, nicht das geringste bisschen Anteilnahme: Ein Gottesdienst für vier Menschen lohne sich einfach nicht.
Eine Frau erwiderte, ob sie das ihrem messdienenden Sohn denn auch mal sagen sollte: 'Brauchst nicht hingehen, lohnt sich ja eh nicht.' Und Negen traf den Nagel schon ziemlich genau auf den Kopf,
als sie erwiderte, naja, bei den KiDl-Gottesdiensten seien wir nie unter zwanzig und ob ihnen schon mal der Gedanke gekommen sei, dass sie dann in der Amtskirche vielleicht einfach etwas falsch
machten. Die Begleiterin wurde dann abgedrängt, gottseidank, muss man leider sagen, denn dadurch geriet der Pfarrer in die Situation, sich äußern zu müssen, und endlich kam ein längerer
Dialog in Gang. An den Pfarrer wurden Fragen um das Thema gestellt, warum er den Gläubigen hier die Kirche verschließe, im Umsiedlungsort aber ein üppiges Gemeindeleben installiere, und
Wortäußerungen zielten darauf ab, dass die Zeiten sich in vielerlei Hinsicht geändert hätten.
Und Schrittchen für Schrittchen, Wort für Wort kam der Pfarrer aus der Ecke seiner Angst und Versteinerung, und es entstand ein Dialog. Der Pfarrer kam mit Forderungen wie "dann müsst ihr aber
auch...", die Gläubigen versprachen, Verantwortung zu übernehmen. Und am Ende duzte er die Menschen und das war keine Hierarchie, sondern es war eine Verbundenheit dieser Gemeindemitglieder zu
spüren - meinem Gefühl nach: seit Jahren zum ersten Mal. KiDl wurde überflüssig, das war wunderbar zu erleben. Wir haben uns langsam zurückgezogen, nur noch zugehört und sind Zeugen geworden, wie
sich Berge von Feindseligkeit in nichts auflösten. Das ist unvergesslich und ich wünsche dem Pfarrer und den Menschen, dass dieses zarte Pflänzchen nicht zertreten wird.
Als das Gespräch endete, gab es keinen Grund zu bleiben und wir räumten die Kirche. Eine Zeit lang saßen wir dann noch in der Kälte zusammen und tranken Kaffee. Und konnten unser Glück noch gar
nicht fassen: Die Menschen aus den Dörfern, ADB und KiDl (und sogar die Polizei): wir alle ZUSAMMEN haben etwas bewegt.
27.11.2021 Wer möchte, kann sich dazu das Glockengeläut von Keyenberg anhören.
Samstag, 27.11.2021
Protest gegen die Entwidmungen der Kirchen in Keyenberg, Kuckum und Berverath
Nach Ende der genehmigten Besuchszeit: Menschen blieben einfach sitzen!
27.11.21
Zahlreiche Menschen besuchten heute ein letztes Mal "ihre" Kirchen, die morgen entwidmet werden sollen. Am Ende der von der Gemeinde Christkönig unerwartet zugestandenen "Besuchszeit" von 11 bis 16 h gab es allerdings eine Überraschung: In allen drei Kirchen weigerten sich Menschen, sie jetzt zu verlassen. Sie harren dort aus, singend, betend - und auch frierend. Damit protestieren sie gegen die klammheimliche Entwidmung, zu der noch einmal ein Vertreter von Pfarrei oder Bistum erscheinen will. Sie fordern: "Die Kirchen den Menschen".
Vor der Türen der Kirchen haben sich spontane Solidaritätskundgebungen gebildet. "Wir lassen die Leute in den Kirchen nicht allein", so N.N. aus Berverath. "Es sind Menschen aus den Dörfern, aber auch Leute von außerhalb, die uns seit Jahren im Kampf für den Erhalt der Dörfer und Kirchen unterstützen."
Es ist eine wunderbar solidarische Aktion - gemeinsam stehen die Menschen aus den Dörfern, die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" und weiter Aktivist*innen der Klimagerechtigkeitsbewegung zusammen und schützen die Dorfkirchen!
Hier unsere Pressemitteilung zu den Vorgängen.
Virtuelle Gebetskette der internationalen Organisation "Greenfaith":
Stellungnahme von "Die Kirche(n) im Dorf lassen" zur Entwidmung der Kirchen am nächsten Sonntag:
26.11.21
Die Kirche(n) im Dorf lassen hat heute eine Pressemitteilung zu der klammheimlichen Entwidmung der Kirchen von Keyenberg, Kuckum und Berverath veröffentlicht. Gerade jetzt, wo der Erhalt der Dörfer auch im Koalitionsvertrag genannt wird, die Dörfer endlich eine Perspektive haben - schließt das Bistum die Kirchen und übergibt sie RWE!
Und dies, ohne diesen Kirchen, den Dörfern und ihren Menschen einen letzten Respekt zu erweisen: Gestern haben wir durch aus dem Generalvikariat erfahren, daß am Sonntag kein Vertreter des Bistums vor Ort sein wird - es wird keinerlei rituelle Handlung in den Kirchen vorgenommen, die Entwidmung sei ein "rein formeller Akt", geschieht nur durch Unterschrift, aus der Ferne.
Weiter heißt es in der ebenfalls gestern eingegangenen Antwort des Generalvikariats (auf unseren Offenen Brief vom 31. August): "Nach der Entwidmung werden die Kirchen vertragsgemäß an RWE übergeben. Dazu bietet die Rechtslage auch nach Einschätzung unserer Rechtsabteilung keine Alternative."
Tatsächlich entzieht aber die jetzt auch im Koalitionsvertrag verankerte Rettung der Dörfer vor den Kohlebaggern diesem Vertrag die rechtliche Grundlage!
Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ ruft deshalb für diesen ersten Adventssamstag dazu auf, die Menschen in den Dörfern würdig und leise, aber solidarisch beim Abschied zu begleiten und zu unterstützen.
Einladung zur Prozession zu den Kirchen in Keyenberg, Berverath und Kuckum
Samstag, den 27.11.21, Treffpunkt Kirche Keyenberg, 13 h
"Und wenn ich wandere im finsteren Tal,fürchte ich kein Unheil,
denn du bist bei mir,dein Stecken und Stab,sie trösten mich." (Ps. 23,4)
Die seit langem befürchtete Entwidmung der Kirchen in Keyenberg und Kuckum und der Kapelle in Berverath soll am kommenden Sonntag vollzogen werden - ohne eine feierlich Messe, unter Ausschluss der Menschen, hinter verschlossenen Türen. Und das ausgerechnet am 1. Advent, wenn sich die gesamte Christenheit für die Ankunft Jesu bereit macht.
Einziger Lichtblick: die Kirchen werden am Samstag in der Zeit von 11-16 h ein letztes Mal geöffnet sein.
Auch wir werden vor Ort sein, um uns zu verabschieden und die Menschen in ihrer Trauer zu begleiten: Mit einem Gang zu den drei Kirchen wollen wir diese drei Orte und ihre Menschen in ihrer Trauer miteinander verbinden.
Alle sind eingeladen, sich anzuschließen, ob für den ganzen Weg oder ein Teilstück, um sich in Gemeinschaft von allen Kirchen zu verabschieden. An den Kirchen wird jeweils Zeit und Raum für den ganz persönlichen Abschied sein.
Ungefährer Zeitplan:
13:30 h Start in Keyenberg
14:15 h Ankunft in Berverath
14:45 h Start in Berverath
15:30 h Ankunft in Kuckum
16:00 h Start in Kuckum
16:30 h Ankunft in Keyenberg
Einladung zum Advents-Gottesdienst an der Kante
Sonntag, 28.11.21, 16 h Lützerath
Das Thema des Magnificat ist: Gott stellt im Jesusgeschehen radikal alles infrage, was Menschen als gesellschaftliche Struktur entworfen und entwickelt haben. Er macht sich selbst auf den Weg, es in menschlicher Weise zu verbessern. Und begann bis dahin alles mit Männern, beginnt es hier mit einer Frau...
alle Fotos: UPA
Im Anschluß gibt es Glühwein/Punsch auf der Brache, organisiert von Alle Dörfer bleiben!
Entwidmung "tritt am ersten Adventssonntag in Kraft" - Gelegenheit zum Abschied am Vortag
19.11.21
Die Kirchen von Keyenberg, Kuckum und Berverath werden - ausgerechnet! - am 1. Advent entwidmet. Das geht aus einer "Öffentlichen Bekannmachung der Pfarrei Christkönig Erkelenz" hervor, in der es - in ganz unpassendem Verwaltungsdeutsch - heißt:
"Die förmliche Entwidmung tritt in Kraft am ersten Adventsonntag, mit Datum zum 28. November 2021."
Ein kleiner Trost für die Menschen aus den Dörfern: Sie werden Gelegenheit haben, sich am Vortag von ihren Kirchen zu verabschieden. Denn im Text heißt es weiter::
"Wir haben es darum für gut und wichtig gefunden, dass Sie als Gemeindemitglieder der „alten Standorte“ Gelegenheit nehmen können, sich zu verabschieden von den Ihnen so vertrauten Gotteshäusern:
Am Samstag, 27. November d.J. in der Zeit von 11 Uhr bis 16 Uhr haben Sie Gelegenheit, in den geöffneten Gotteshäusern Ihren je persönlichen Abschied zu nehmen, auch, wenn die Gebäude damit nicht dem Abriss übergeben sind. Für ein stilles Gebet, einen persönlichen Rundgang, für das letzte Entzünden einer Kerze – und für den Eintrag in ein „Gedenkbuch - Gedankenbuch“ werden wir Raum schaffen."
Den vollständigen Text der "Bekanntmachung" gibt es hier.
Einladung zum Gottesdienst an der Kante:
Hl. Messe am Samstag, den 13.11.21, 14:30 h, in Kuckum
Die Kirche blieb verschlossen - berührender Gottesdienst in Kuckum. Alle Fotos: Upa
Hier geht es zum Video.
Seit vielen Jahrhunderten prägen Kirchen unsere Landschaft und unser kulturelles Leben. Sie bieten Menschen Schutz, geben Raum für Klage, Besinnung und Freude – kurz: sie sind bis heute Orte menschlicher Gemeinschaft. Es ist diese Feier der Gemeinschaft, die über das alltägliche Leben hinausweist, es in einen größeren – göttlichen – Zusammenhang stellt.
Angesichts der vom Bistum bereits beschlossenen Entwidmung der Kirchen von Keyenberg und Kuckum hätten wir gerne dieser Gemeinschaft - ein letztes Mal? - Raum gegeben: Mit einer Hl. Messe in der Kirche von Kuckum. Leider wurde uns dies nicht gestattet. Daher werden wir diese Messe vor der Kuckumer Kirche feiern.
Alle - und wir meinen wirklich alle! - sind dazu herzlich eingeladen: Dies wird kein "politischer", kein "Kirche(n) im Dorf lassen"-Gottesdienst werden, sondern soll allen Gelegenheit geben, sich in Gemeinschaft und in angestammter Form von "ihrer" Kirche zu verabschieden. Die Messe hält Pfarrer Manfred Esmajor aus Mönchengladbach.
Den Menschen in Keyenberg bieten wir an, gemeinsam in kleiner Prozession nach Kuckum zum Gottesdienst zu gehen. Treffpunkt 13:30 h an der Keyenberger Kirche.
Angesichts der sich verschärfenden Corona-Lage bitten wir um das Einhalten von Abstandsregeln und das Tragen von medizinischen Masken. Vorsichtshalber werden wir auch wieder Nachverfolgungslisten auslegen.
Einladung zum Gottesdienst an der Kante:
Samstag, 6.11.21, 15 h, Eibenkapelle Lützerath
Nach Sturm, Beben und Feuer kam ein leises Säuseln, und die Gotteskraft war in diesem leisen Säuseln, und sie fragte den Propheten Elija: »Was machst du hier, Elija?« (nach Kapitel 19 des 1. Buches der Könige)
Nach den hinter uns liegenden aufregenden Wochen wird es an diesem Samstag einen "kleinen", sehr ruhigen Gottesdienst in Lützerath geben: Mit viel Gesang, meditativen Phasen und offenem Gespräch. Die Gestaltung liegt weitgehend bei Euch!
Wir wollen uns so wieder sammeln, in Gemeinschaft den vergangenen Tagen nachspüren, bewußt aus der Zeit hoher Aktivität in eine Phase der Ruhe, des Wartens gehen. Und uns vom leisen Säuseln in uns, um uns und in den letzten Bäumen und Pflanzen vor der Kante fragen lassen: "Was machst du hier in Lützerath, Mensch?"
2.11.21
Ein großartiger Wochenende in Lützerath: Greenpeace entfacht Feuerlinie, 5000 Menschen kommen zur Demo - und Ende Gelände stellt den Bagger still. Vielen Dank an alle Beteiligten!
So zeigen wir den Koalitionären in Berlin und auch dem neuen Ministerpräsidenten: RWE muß endlich gestoppt werden und: Lützi bleibt!
Kirche(n) im Dorf lassen beteiligte sich mit einem Gottesdienst am Samstag, der vom Gorlebener Gebet gestaltet wurde, und einer trotz eisigem Wind gut besuchten Taize-Andacht am Montag Abend.
Und wie schon bei unserer allersten Nachtwache, am Abend vor dem Abriss der L277, bekamen wir ein Geschenk: Eine kleine dunkle Madonna, die über 30 Jahre einen Hof im Kreis Düren beschützt hat, aber - so die Schenkenden - "jetzt besser und dringlicher nach Lützerath gehört."
Aufgeschoben - nicht aufgehoben
27.10.21
RWE wird bis zur Entscheidung des OVG Münster, spätestens bis zum 7.1.22, von der sogenannten Besitzeinweisung, die dem Bergbaubetreiber Zugriff auf Grundstücke gibt, keinen Gebrauch machen.
Das bedeutet jedoch ausdrücklich nicht - wie in der Presse teilweise berichtet wird - daß alle Abrissarbeiten in Lützerath
ausgesetzt sind: Alle Bäume und Häuser, die nicht Eigentum von Eckart Heukamp sind, sollen nach RWE-Plänen noch in diesem Herbst zerstört werden. Und: Die Entscheidung kann des OVG auch vor dem 7.1. fällen, und dann ist auch Eckarts Hof akut bedroht.
Bitte haltet euch also weiter bereit für Tag X!
Einladung zum "Gorlebener Gebet an der Kante"
Bilder können die Gewalt kaum verdeutlichen, die von dem riesigen Loch des Tagebaus Garzweiler ausgeht. Oder von den Baggern, die sich unablässig und gierig in das Land hineinfressen – es
zerstören.
Unsere Vernunft sagt uns, dass wir diesem zerstörerischen Handeln und seinen Folgen, der drohenden Klimakatastrophe, hilflos ausgeliefert sind. Doch unsere Überzeugung, unser Glaube rät uns,
die Visionen eines anderen Leben jetzt wach und lebendig zu halten und Wege der Umsetzung zu suchen - und zu finden.
alle Fotos: UPA
KiDl appeliert an Polizei NRW
24.10.2021
Es gibt ein Recht auf Dienstverweigerung:
Mit Bezug auf das Gerichtsurteil, das den Polizeieinsatz im Hambi als rechtswidrig erklärte, und das Urteil des Bundesver-
fassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz rufen wir die Polizei NRW dazu auf, von ihrem Recht auf "Remonstration" Gebrauch zu machen: Das ist die ausdrücklich im Dienstrecht vorgesehene Verweigerung
eines Einsatzbefehls, wenn dieser dem einzelnen Beamten nicht legal erscheint.
Hier geht es zum vollständigen Aufruf.
Einladung zum Gottesdienst an der Kante
Abendliche Taizé-Andacht an der Eibenkapelle, Montag, 1. November 2021, 18 h, Lützerath
Wir alle warten gespannt auf die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster über die "vorzeitige Inbesitznahme" von Eckarts Grundstücken durch RWE. Bei einem negativen Bescheid wird es RWE erlaubt sein, ab dem 2. November auf Eckarts Flächen, die Wohnungen vieler Aktivist*innen, das Camp - kurz: alle Widerstandsstrukturen in Lützerath zuzugreifen.
Wir werden uns daher am Vorabend an der Eibenkapelle treffen, dort gemeinsam singen und beten, uns austauschen und nicht zuletzt: uns Mut machen für die befürchteten Auseinandersetzungen.
Aber vielleicht kommt es ja auch ganz anders - dann werden wir unsere Freude und unseren Dank singen!
Es wird eine Feuerschale und Kerzen geben, bringt bitte auch selbst welche mit, ebenso wie heiße Getränke, warme Kleidung, Decken, evtl. eine bequemen Sitzgelegenheit (Bänke tragen wir gemeinsam von der MaWa hinüber) und - wenn ihr habt - ein Taizé-Liederheft.
Wir freuen uns auf Euch!
Einladung zum Gottesdienst an der Kante
Samstag, 23.10.21, 15 Uhr, Lützerath
„Dein Wille geschehe“ - diese Textzeile des „Vater unser“ klingt in einer Zeit von Individualismus und Selbstbestimmung schon fast provokant. Denn Jahrhunderte lang wurde diese Zeile benutzt, um bei den Menschen ein eher passives Hinnehmen, ja Resignation angesichts der bestehenden Verhältnisse, angesichts von Unglück und Elend zu fördern. Doch was ist der "Wille Gottes"? Und wessen Wille zählt tatsächlich in dieser Welt, wird umgesetzt, geschieht?
Diesen Fragen möchten wir in unserem Gottesdienst nachgehen, möchten uns darüber austauschen, was „Dein Wille geschehe“ für uns bedeuten kann.
Nach dem Gottesdienst gibt es ein KiDl-Plenum, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind.
Vorankündigung: Samstag, 30.10.21, 15 h in Lützerath
Menschen der Initiative "Gorlebener Gebet", die seit über 30 Jahren Gottesdienste am geplanten Atom-Endlager im Gorlebener Wald feiert, besuchen Lützerath! Und werden am Samstag, den 30.10, am Vorabend des Reformationstags, dort einen Gottesdienst gestalten, zu dem wir alle herzlich einladen.
Mittwochs, 14 bis 16 h
Theologisch-politische Gesprächsrunde an der Eibenkapelle
In den nächsten Wochen lädt "Die Kirche(n) im Dorf lassen" immer mittwochs von 14 bis 16 Uhr zu theologisch-politischen Gesprächsrunden ein. Themen können u.a.sein:
▪ Postkoloniale Theologie - was ist das?
▪ Das Abenteuer Kidl: Warum eine christliche/religiöse Klimabewegung?
▪
Traditionen des Widerstands: Die Armutsbewegung des Mittelalters als Antwort auf frühkapitalistische
Wirtschaftsformen
▪ Traditionen des Widerstands: Religiöse Frühsozialisten in Frankreich
▪ Das Bekenntnis von Accra (2004): Verurteilung des Neoliberalismus als häretisch ▪ Diese Wirtschaft tötet: Kapitalismuskritik bei Papst FranziskusUnd wenn ihr ein ganz anderes Thema mitbringt: Wir freuen uns!
All dies wird nicht dozierend-theoretisch, sondern in gemeinsamem Gespräch bearbeitet, entspannt bei Kaffee und (selbst mitgebrachtem) Kuchen. Und falls das Wetter mal nicht mitspielt, ziehen wir um an die Mahnwache.
9.10.21
In einer Prozession brachten gestern Menschen ein schützendes und mahnendes Kreuz zwischen den Bagger und die Mahnwache Lützerath. Zumindest symbolisch wurde so dem Rad in die Speichen gegriffen.
Das Kreuz stand auch heute noch, während des Dorfspaziergangs. Es gab kleine Ausflüge ans Kreuz, es wurde gesungen, Lichter und Blumen wurden aufgestellt.
Hier das Video des Gottesdienstes.
Hier das Video des Gottesdienstes.
Fotos: UPA
Ein ganz besonderes Video:
Einige Menschen von der Mahnwache Lützerath und andere VerteidigerInnen des kleinen rheinischen Dorfes haben kurzfristig am 3. Oktober 2021 den ersten Dorfspaziergang im Oktober durchgeführt. Dies haben wir in einem Video dokumentiert: Wir legen die detailreichen und betroffen machenden Erläuterungen der #Heimatplanetenverteidiger*innen allen ans Herz, die sich auf den Weg nach Lützerath machen, um die Zukunft von Mutter Erde zu sichern und sich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Ein Aktivist, der den ganzen Kreuzweg für die Schöpfung durch alle Widrigkeiten mitgelaufen ist, erläutert die Geschichte der #Eibenkapelle und des Wackersdorf-Gorleben-Garzweiler-Kreuzes. Die #Eibenkapelle, ein etwa 40 m² großes Stück Land am Eingang des Ortes, überwölbt von einem natürlichen Dach aus Eiben, wird in den kommenden Wochen der Bezugspunkt des Protestes von KIDL sein. So wie sie aus dem Nichts der Vergessenheit wieder auftauchte, fällt es schwer, ihren Fund, ihre Freilegung, ihre Akzeptierung von Menschen so unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Weltanschauungen als etwas Zufälliges aufzufassen. Wie sich die Eiben in der Eibenkapelle über den alten Standort des verschwundenen Wegekreuzes beugen, so beugt sich hier das Metaphysische über die im Braunkohlentagebau geschundene Schöpfung. So wie in der Mitte des ummauerten Fünfecks ein frischer Spross den Weg durch die Fundamente gesucht hat, so keimt in der Eibenkapelle "Hoffnung wider alle Hoffnung" für eine lebenswerte Zukunft zukünftiger Generationen.
Eckarts Grundstück ab 1. November akut bedroht:
Das Verwaltungsgerichts Aachen hat die Eilanträge von Eckart Heukamp und seinen Mietern abgelehnt. Damit bestätigt es die von RWE beantragte sogenannte "vorzeitige Besitzeinweisung": Das ist eine Verfügung, die RWE ab dem 1. November den Zugriff auf Eckarts Grundstücke gibt, obwohl das Enteignungsverfahren juristisch noch nicht abgeschlossen ist. Gegen diese Entscheidung kann Beschwerde eingelegt werden - was auch geplant ist.
Was bedeutet das für uns? Bleibt wachsam, haltet euch bereit, ab dem 1. November kann es in Lützerath ums Ganze gehen!
Einladung zum Gottesdienst an der Kante (mit Kreuzaufstellung)
Samstag, 9.10.21, 15 Uhr, Lützerath (Wendehammer)
„Es reicht nicht, die Opfer unter dem Rad zu verbinden. Man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen.“ Dies sind Worte Dietrich Bonhoeffers aus dem Jahr 1933. Die Nationalsozialisten hatten den Arierparagraphen erlassen, mit dem sie jüdische Menschen politisch und gesellschaftlich entrechteten. Die große Mehrheit in Deutschland schwieg. Auch die evangelische Kirche vollzog diesen Schritt und schloss getaufte jüdische Menschen aus. Sie stellte so die rassistisch begründete Trennung über die mit der Taufe begründete Gemeinschaft. Viele Jahre lang beschäftigte sich Bonhoeffer mit der Frage, welche Formen des Widerstands vertretbar, mit christlicher Überzeugung vereinbar sind.
Im Angesicht des sich immer weiter ins Land fressenden Baggers wollen wir in diesem Gottesdienst den Worten Bonhoeffers nachspüren. Und wir werden nach Parallelen suchen zu unserer aktuellen Situation, uns von dem Menschen Bonhoeffer in unserem Widerstand inspirieren lassen.
Aktion Platznehmen von Alle Dörfer bleiben!
1.10.2021
Entgegen vieler Befürchtungen verlief der erste Tag der Rodungssaison entspannt. Erfolgreich wurden zwei Bagger und ein Absetzer besetzt, eine Lieferung von Bauzäunen nach Lützerath wurde verhindert. Viele Leute hatten viel Spaß, so kann es gerne weitergehen!
Gottesdienst vor und Verhandlung im Amtsgericht Erkelenz
30.9.21
Trotz des ungewöhnlichen Ortes und des ungewöhnlichen Zeitpunkts: Etwa 20 Menschen kamen zum Gottesdienst "Lass Gerechtigkeit regnen, um die wegen angeblichem Hausfriedensbruchs angeklagteAktivistin von "Die Kirche(n) im Dorf lassen" zu unterstützen. Leider durften die allermeisten nicht mit in den Gerichtssaal, blieben aber - oft singend! - bis zum Ende vor Ort.
(Hier geht es zu Predigt und Video.)
Freispruch zweiter Klasse?
Am 3. November 2020 wurden von RWE auf 3 km alle Alleebäume an der L277 zwischen Keyenberg und Lützerath gefällt. Dieses "Massaker an den Bäumen" begleitete "Die Kirche(n) im Dorf lassen mit Prozession und Andacht auf der abgerissene Straße. Dies betrachtete RWE als Hausfriedensbruch.
Dem konnte sich das Amtsgericht Erkelenz jedoch nicht anschließen. In einem ersten Verfahren gegen Cornelia Senne beantragte die Staatsanwaltschaft (!) nach mehrstündiger Verhandlung und zahlreichen ziemlich widersprüchlichen Zeugenaussagen die Einstellung des Verfahren - ohne AUflagen, die Kosten trägt die Staatskasse.
"Ich stimme der Einstellung zu - aber nur schweren Herzens. Ich hoffe, in einem der Folgeverfahren wird die Sachlage eindeutig geklärt werden und die beiden Mitangeklagten klar freigesprochen."
Es ging letztlich um die Frage, ob die L277 am 3. November 2020 tatsächlich komplett umfriedet war. "Noch am 30. Oktober haben wir in Immerath Gottesdienst mit 150 Menschen gefeiert. Ich selbst habe telefonisch vom Ordnungsamt Erkelenz damals die Auskunft erhalten, der Zugang nach Immerath sei Fußgänger*innen und Radler*innen zulässig. Es gab auch keinerlei Hindernisse, der Zugang war frei," so Negen Jansen von der Initiative. Und von Immerath aus war das Gelände zwischen Tagebaukante und L277 über der Weg entlang des "alten" Grubenwalls ganz unschwierig zu erreichen.
trifft RWE massiv Vorbereitungen zum Abriss von Häusern, verbunden meit entsprechenden Rodungen. Die Aktivistis in Lützerath bereiten sich derzeit auf Abrissarbeiten ab dem 1.10. vor.
Kommt nach Lützerath, beteiligt euch an den Protesten!
Menschen von "Die Kirche(n) im Dorf lassen" werden am Freitag in Lützerath sein (ab ca. 10 h, Treffpunkt an der Eibenkapelle). Auch in den nächsten Tagen und Wochen werden wir regelmäßig vor Ort sein, informiert euch über unseren Twitter oder - am aktuellsten - über Lützi lebt.
Fest stehen bereits zwei Termine:
Gottesdienst am 9.10.21, 15 h, Lützerath; anschließend (ca. 17 h) Plenum, danach Liederabend!
Gottesdienst am 23.10.21, 15 h, Lützerath
Freitag, 1. Oktober 2021, ab 11 Uhr
27.9.21
Auch "Die Kirche(n) im Dorf lassen" beteiligt sich an der Aktion "Platz nehmen" von "Alle Dörfer bleiben" am Freitag, den 1. Oktober - also pünktlich zum Beginn der Rodungssaison. Es verdichten sich die Anzeichen, daß RWE bereits früh mit Rodungen und Abrissen beginnen wird. Deshalb laden wir alle ein, sich uns an der Eibenkapelle anzuschließen - bringt (wenn möglich gelbe!) Sitzgelegenheiten und ein Picknick mit!
Überraschungsbesuch in Lützerath
25.9.21
Prominente Unterstützung erhielt der in diesem Herbst anstehende Kampf um Lützerath: Greta Thunberg besuchte Lützerath und stellte sich so an die Seite der Menschen, die den Ort gegen die drohende Zerstörung durch RWE verteigen: An die Seite von Bauer Eckart Heukamp, dem im November die Räumung droht, der Menschen von "Alle Dörfer bleiben" und der Aktivist*innen vor Ort, die die Verteidigung mit Hochdruck vorbereiten: Schon am kommenden Mittwoch, zum Beginn der Rodungssaison, startet die Aktionswoche "Alle Bäume bleiben". Gretas Rede gibt es u.a. hier.
Ein Überblick über die geplanten Aktionen rund um die Verteidigung Lützeraths:
29.09.- 06.10. Anti-Rodungs-Skillshare „Alle Bäume bleiben“
01.10. Beginn der Rodungssaison mit „Platznehmen“Aktion von Alle Dörfer bleiben (11-13 h)
10.10. Dorfspaziergang
29.10.-05.11. Anti-Abriss-Skillshare und Unräumbar-Festival mit Protestcamp
01.11. voraussichtlicher Räumungsbeginn
Immer Aktuelles auf Lützi lebt!
Auch "Die Kirche(n) im Dorf lassen" wird sich mit kurzfristig angesetzten Gottesdiensten an den Protesten beteiligen: Haltet euch bereit, schaut auf unseren Twitter-Account. Den Auftakt machen wir schon am Donnerstag vor dem Amtsgericht Erkelenz (10:30 h, Einladung s.u.)!
Einladung zum Gottesdienst an der Kante
Donnerstag, 30. 9. 21, 10:30 h, vor dem Amtsgericht Erkelenz
Diesmal liegt die Kante in Erkelenz, am Amtsgericht: Dort findet der erste Prozeß wegen angeblichen "Hausfriedensbruchs" im Zusammenhang mit unserer Prozession auf die L277 am Tag der Rodung der Alleebäume statt. Es sind drei (der insgesamt 24) Teilnehmenden angeklagt, den Anfang macht Conni Senne von "Die Kirche(n) im Dorf lassen".
Vor dem Gerichtstermin (12 h) feiern wir gemeinsam Gottesdienst: Wir werden darin die immer wieder versuchte Kriminalisierung - auch der christlichen - Klimagerechtigkeitsbewegung beklagen, uns aber vor allem in Gemeinschaft und Solidarität für die Verhandlung stärken.
Wir zählen auf eure Solidarität!
"Die Kirche(n) im Dorf lassen" protestiert gegen Entscheidung in einer Pressemitteilung
14. 9. 21
Die in dieser Woche bekannt gegebene Entscheidung des Aachener Bischofs Dieser, die Kirchen in Keyenberg und Kuckum trotz vielfacher Einsprüche zu entwidmen, kommentiert "Die Kirche(n) im Dorf lassen" in einer Pressemitteilung: Sie sei bedrückend, und enttäuschend, nicht nur für die Menschen in den bedrohten Dörfern, ein darüber mit RWE geschlossener Vertrag nach aktueller Rechtsprechung und kirchlicher Lehre (Laudato si) sittenwidrig. Die ganze Erklärung findet ihr hier.
Zwei Gottesdienste an der Kante
Samstag, 11.9. um 16 Uhr in Lützerath an der Eibenkapelle
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ – dies ist das Fazit des Philosophen T.W. Adorno in seinem Werk Minima Moralia – Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Für ihn ist es unmöglich, unter kapitalistischen und faschistischen Verhältnissen ein ethisch und moralisch richtiges Leben zu führen. Es ist das neoliberale Wirtschaftssystem, in das alle, Menschen und Institutionen – mehr oder weniger – verstrickt sind, das ein gelungenes Leben, jenseits von Profit- und Herrschaftsinteressen, unmöglich macht.
Dagegen zeichnen viele Texte der christlichen Tradition, was ein gelungenes Leben ausmacht: Gerechtigkeit gegenüber allen Menschen, gegenüber der gesamten Schöpfung. Und in ihrer Umsetzung klingen sie heute noch – oder gerade heute – revolutionär: „Er hat Mächtige von Thronen gestürzt und und Erniedrigte erhöht. Er hat Hungrige mit Gütern gefüllt und Reiche leer fortgeschickt.“
Wenn wir gemeinschaftlich die Möglichkeit auf Veränderbarkeit zulassen, im Denken, im Fühlen, wenn wir sie in konkretem Handeln leben, gegen alle Widerstände – dann ist es Umkehr.
Hier das Video des Gottesdienstes.
Anlässlich des „Tag des Denkmals“ wird es einen zweiten Gottesdienst geben, der durch die Ereignisse noch zwingender geworden ist:
Sonntag, 12.9. um 10.30 Uhr an der Heilig-Kreuz-Kirche in Keyenberg
Ohne Not wurden die Glocken aus der Heilig-Kreuz-Kirche entnommen – geraubt auf Betreiben der Pfarrei Christ-König in Erkelenz und mit Zustimmung der Denkmalschutz-Behörden! Das Entsetzen der Menschen vor Ort und weit darüber hinaus über diesen Frevel ist groß, ebenso die Angst und das Gefühl der Ohnmacht. All dem wollen wir Raum geben: „Gott, höre mein Gebet, merke auf mein Flehen! Erhöre mich in deiner Treue, in deiner Gerechtigkeit.“
Da das Infektionsgeschehen leider wieder zunimmt, achtet bitte bei der Teilnahme auf Abstand, verwendet FFP2- oder medizinische Masken, und richtet Euch nach der Coronaschutzverordnung des Landes.
Einladung zum Gottesdienst an der Kante
Sonntag, 26.9. 21, 15 Uhr an der Kirche in Keyenberg, mit Prozession zur Kirche in Kuckum
Und Gott sprach: „Ich habe dein Gebet und dein Bitten, das du vor mich gebracht hast, gehört. Ich habe dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt, um dort meinen Namen für immer niederzulegen. Meine Augen und mein Herz werden alle Zeit dort sein." (1 Kön 9,3)
Gott hat Wohnung in seinem Haus, dem Tempel, inmitten seines Volkes. Und noch immer sind Kirchen besondere, geheiligte Ort, in denen Menschen zusammenkommen, um so mehr, wenn um sie herum alles zusammenbricht. Und (nur) in der Gemeinschaft der Menschen ist Gott anwesend.
Den Menschen in Kuckum und Keyenberg wird dieser Ort jetzt genommen. Die Amtskirche selbst verbannt Gott aus seinem Haus, indem sie die Kirchen zunächst verschlossen hat und jetzt entwidmen will. Sie macht sich damit zum Erfüllungsgehilfen von RWE. Anstatt ein deutliches Zeichen gegen die weitere Zerstörung der Schöpfung - des Klimas - zu setzen, geben sie die Kirchen und Dörfer an der Tagebaukante zum Abriss frei.
In unserem Gottesdienst wollen wir der Orte - Kirchen und Dörfer - gedenken, uns gegenseitig zu stärken und zu ermutigen in unserem Widerstand gegen die Zerstörung - alle Kirchen und Dörfer bleiben! Wir wollen gemeinsam klagen und Zeugnis ablegen und diese Stimme soll nicht mehr verstummen.
Bewegender Gottesdienst an der Eibenkapelle
Am 3. September 2021 hat "Die Kirche(n) im Dorf lassen" Besuch bekommen von einer kleinen Delegation des Internationalen Treffens der Arbeitergeschwister. Die Arbeitergeschwister stehen in der
Tradition der französischen Arbeiterpriester, die sich für eine Kirche an der Seite der ArbeiterInnen einsetzen und deshalb selbst als Priester zu Arbeitern wurden, um deren Perspektive
kennenzulernen und sich gemeinsam mit ihnen zu organisieren. Heute sind es nicht nur Priester, sondern auch Ordensleute und Laien, die auf diese Weise in prekären Berufen beschäftigt sind, um aus
der Perspektive prekär Arbeitender Menschen, die Welt und ihr ChristIn sein zu verstehen und sich für Gerechtigkeit einzusetzen.
Unsere Gäste kamen gleich mitten in die konfliktiven Auseinandersetzungen hinein, die die momentane Situation in Keyenberg ausmachen: Sie kamen just in dem Moment in Keyenberg vor der Kirche an,
als die Kirchenglocken abtransportiert wurden. So haben sie ganz unmittelbar den Schmerz, die Verzweiflung und Wut vieler Menschen die mit der Kirche verbunden sind, erlebt. Wir haben dies zum
Anlass genommen über die Situation in Keyenberg zu erzählen und sind bei unseren Gästen auf viel Sympathie mit unserem Engagement und unseren Aktivitäten gestoßen wie auch auf Entsetzen und
Unverständnis über die Haltung der Verantwortlichen in Kirchengemeinde und Bistum. Gemeinsam sind wir nach Lützerath gefahren, habe unseren Besuch durch das Dorf und die Mahnwache geführt, wo
unsere Gäste sich sehr beeindruckt zeigten, von den vielen Zeichen eines kreativen und mutigen Protests, die hier zu sehen sind. Gemeinsam haben wir einen bewegenden Gottesdienst in der
Eibenkapelle gefeiert, der unsre Verbundenheit im Einsatz für eine gerechte Welt und ein Ende der Klimakatastrophe zum Ausdruck brachte und uns bestärkt hat an verschiedenen Orten und auf
unterschiedliche Weise die gemeinsame Hoffnung auf Veränderung weiterzutragen.
Hier zum Video des Treffens in Keyenberg, kurz nach Entnahme der Glocken, hier der Gottesdienst an der Eibenkapelle, und hier zur Predigt.
Presserklärung der Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“
4. September 2021
In einer Presseerklärung haben wir heute gegen den Abtransport der historischen Glocken von Heilig-Kreuz Keyenberg und die entsprechende Erklärung der Pressestelle des Bistums Aachen protestiert:
"Die Initiative DIE KIRCHEN IM DORF LASSEN fordert vor diesem Hintergrund die Verantwortlichen auf, die drei Glocken wieder an ihren eigentlichen Ort zurückzubringen. Sie warnt eindringlich vor dem sonst für die Kirche und für den Bischof entstehenden Schaden."
"Besonders enttäuschend ist auch, dass man zunächst durch die Polizei mitteilen ließ, die Glocken kämen „zur Überarbeitung“. Diese Lügen sind angesichts der Bedrängnis der in Keyenberg verbleibenden verunsicherten EinwohnerInnen und Gemeindemitglieder „schäbig“ und eines Seelsorgers ausgesprochen unwürdig"
Hier der vollständige Text.
Offener Brief an Bischof Dr. Dieser und Generalvikar Dr. Frick
31. 8. 21
In einem offenen Brief fordert "Die Kirche(n) im Dorf lassen" vom Bistum ein "deutliches Zeichen der Hoffnung und Zuversicht" und bietet das Gespräch an.
Den vollständigen Text findet ihr hier.
15. August 2021
Im Rahmen des Kulturprogramms „Kultur ohne Kohle – eine rheinische Landpartie!", das noch bis zum 22. August 2021 auf großen und kleinen Bühnen, Wiesen und Straßen, in Höfen und Wäldern der Dörfer in der Rheinischen Braunkohle-Region stattfindet, gab es am 15. August einen Dorfspaziergang mit anschließendem Konzert des Aktionsorchesters Lebenslaute.
Weitere Info auf der Webseite von Alle Dörfer Bleiben!
Ein Video der Rede der Klimaaktivistin Luisa Neubauer findet sich hier.
Auch die WDR Lokalzeit hat die Aktion in einem sehr kurzen Bericht erwähnt (ab Minute 14:26)
13. August 2021
Pax christi-Mitglieder waren sich einig: "Das Aachener Friedenskreuz muss dabei sein, wenn die Pilgerinnen und Pilger empfangen werden."
Während der Begrüßungszeremonie wurde immer wieder bekräftigt, dass für die Vernichtung dieses letzten Landstriches keine Notwendigkeit besteht, dass vielmehr die klimaschädigende Energiegewinnung aus Braunkohle so schnell wie möglich eingestellt werden muss.
Der gesamte Artikel von pax christi Aachen findet sich auf der Webseite von pax christi und auch hier.
Die Ansprache von Pfarrer Manfred Esmajor kann hier nachgelesen werden.
1. August 2021
26. Etappe des Kreuzwegs für die Schöpfung: Von Glehn über Keyenberg nach Lützerath
Alle Bilder: Kreuzweg-Gorleben-Garzweiler.de
Der Kreuzweg für die Schöpfung ist in Lützerath angekommen. Mehr Info und viele Bilder dieser Etappe der denkwürdigen Pilgerreise finden sich hier.
Es gibt auch ein Video!
24. Juli 2021
Abendgebet vor der Sommernacht. Die mahnende Wacht am Wendehammer.
Seit über einem Jahr gibt es unsere Mahnwache am Wendehammer in Lützerath. Angemeldet, nachdem die Landstraße zwischen Lützerath und Keyenberg zerstört wurde und dieser Ort hier zu einem Ort wurde an dem die Welt, wie wir sie hier kannten, zu enden schien.
Das vollständige Abendgebet findet sich hier.
Update zur Eibenkapelle
Dieses Schreiben, das eine Mitglieder von "Die Kirche(n) im Dorf lassen" als Antwort vom Bistum Aachen erhalten hat, hört sich beim ersten Lesen sehr gut an. Wenn man es aber aufmerksam ein zweites Mal liest, und sich fragt, was genau denn wirklich verbindlich zugesagt wird, dann kommt es schon deutlich schlechter weg.
Sehr geehrte Frau […],
herzlichen Dank für Ihre Anfrage bezüglich des Grundstückes Gemarkung Immerath, Flur 12, Flurstück 15.
Eigentümer des von Ihnen benannten Grundstücks in Erkelenz-Lützerath ist die Pfarrei Christkönig Erkelenz, nicht das Bistum Aachen. Der Kirchenvorstand Christkönig Erkelenz hat Ihren Antrag ebenso erhalten. Er hat mit Blick auf die Leitentscheidung der NRW-Landesregierung vom März diesen Jahres entschieden, dass Grundstück nicht zu verkaufen. Da, so der Kirchenvorstand Christkönig in seiner Einschätzung, mit der neuen Leitentscheidung davon auszugehen ist, dass die Dörfer bestehen bleiben, ist die Kirchengemeinde daran interessiert, die Fläche zu erhalten.
Eine endgültige Entscheidung ist allerdings mit der Leitentscheidung erst einmal vertagt. Bischof Dr. Helmut Dieser sieht dies mit tiefer pastoraler Sorge mit Blick auf die Situation der Menschen in Erkelenz und Umgebung. Er fordert eine wesentlich frühere Entscheidung für den Erhalt der bedrohten Orte und für einen breit angelegten Prozess der Neugestaltung. Zugleich wird das Bistum aber weiterhin auch die Umsiedler beim Aufbau der neuen Orte und bei der Gestaltung des
Miteinanders unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen,
Marliese Kalthoff
Die Kirche wäre hier in der Pflicht, verläßliche und eindeutige Aussagen zu machen, um den Menschen in den Dörfen Sicherheit zu geben.
Ankündigung
Einladung zum „Gottesdienst an der Kante“ am Sonntag, 01.08.2021 zur Ankunft des„Kreuzwegs für die Schöpfung“ vom Wendland ins Rheinland
Am Sonntag, den 1. August wird der 500 km weite „Kreuzwegs für die Schöpfung“ vom Atommülllager Gorleben im Wendland nach Lützerath im Rheinland an der Garzweiler
Tagebaukante ankommen. Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ empfängt den Kreuzweg gemeinsam mit vielen anderen unter Koordination der Initiative „Alle Dörfer bleiben“ (ADB) an der unmittelbar von der Entwidmung bedrohten Kirche Heilig Kreuz in Keyenberg. „Die Kirchen im Dorf lassen“ geht die letzte Strecke bis Lützerath mit. Dort wird auf dem Grundstück einer einstigen Kapelle und eines späteren Wegkreuzes das Pilgerkreuz feierlich aufgestellt werden.
Der Gottesdienst wird, wie bei Pilgerkreuzwegen üblich, an mehreren Stationen aufgeteilt stattfinden:
Links
Infos zum „Kreuzwegs für die Schöpfung“.
Beitrag des Domradios zum Start des Kreuzweges.
Aktualisierte Infos zum Ablauf der Veranstaltung auf Twitter.
Bei Teilnahme bitte auf Abstand achten, FFP2- oder medizinische Masken verwenden,
Coronaschutzverordnung des Landes befolgen und auf aktuelle Hinweise zur Coronastufe im
Land achten.
Gottesdienst am 24. Juli 2021:
Ein Jahr Mahnwache, ein Jahr MahnwächterInnen in Lützerath an der L277
Die Initiative „die Kirchen im Dorf lassen“ beging in einem kleinen Gottesdienst am Wendehammer in Lützerath den Gedenktag der Begründung der Lützerather Mahnwache.
Neben HirtInnen sind WächterInnen ein wiederkehrendes Bild der Bibel. Die Sehnsüchte der WächterInnen werden im Psalm 130 zum Inbegriff des kurzfristig unerreichbar Scheinenden, das dann gleich dem Morgenrot irgendwann doch mit Gewissheit kommt/eintritt. „Und er (Gott) wird Israel erlösen aus all seinen Sünden“. So wie die nächtlichen Wächter in Israel müssen auch die WächterInnen von Lützerath gegen ihren eigentlichen Rhythmus wachsam sein, abhängig davon wann und wie die Bagger kommen. Doch wir hoffen mit ihnen auf die Verheißung einer Erlösung von der Klimakrise … und sind ihnen und allen, die in Lützerath für den Heimatplaneten wachsam sind, dankbar.
Vom Gottesdienst gibt es ein Video, der beeindruckende Redebeitrag der Mahnwache ist hier nachzulesen.
20. Etappe des Kreuzwegs für die Schöpfung: Beckum nach Hamm, 23.7.21
Polizeieinsatz Schloss Oberwerries bei Hamm: Mitglied von “Christians for Future Aachen” erlitt Kopfverletzung.
Es sollte eine ruhige und gemütliche Etappe durch die Natur werden...
...aber der Weg von friedlich zu gewalttätig war nicht lang.
Die schnell eingetroffene Polizei erklärte, dass die Andacht auf dem Kreuzweg keine religiöse Veranstaltung sei. Sie sei eine nicht angemeldete, und daher illegale, Demonstration. Sie drohte mit "Abräumung", falls die Pilger ihren Marsch fortsetzten. Zitat der Polizei: “Dann holen wir eben eine Hundertschaft und räumen Sie hier ab.”
Negen Jansen von “Die Kirche(n) im Dorf lassen” hielt die Andacht zum diesjährigen Hungertuch von Misereor und Brot für die Welt, das künstlerisch verfremdet den von der Polizei gebrochenen Fuß eines chilenischen Schuljungen zeigt, der dafür demonstrierte, in in die Schule gehen zu können.
Während der Andacht verlangte die Polizei die Personalien von Jonas, dem “Kreuzträger”. Als dieser sich nach längerer Diskussion umwendet, um seinen Personalausweis zu holen, wurde er von Poizisten umringt und in Gewahrsam genommen. Einer der Polizisten sagte: “Den separieren wir!”
Alle Bilder: Kreuzweg-Gorleben-Garzweiler.de
Die Polizei beanstandete unter anderem sowohl das Misereor Hungertuch als auch das Zitat von Papst Franziskus, “Diese Wirtschaft tötet”, als eindeutig politisch und keinesfalls religiös und sofort zu entfernen. Und zwar auch, nachdem sie auf den Aufdruck “Misereor – Brot für die Welt” auf dem Hungertuch und die Quelle des Zitates, Papst Franziskus, hingewiesen wurden.
Der bekannte Waldpädagoge Michael Zobel versuchte erfolglos, mit der Polizei zu verhandeln und wurde stattdessen in Handschellen zur Personalienfeststellung abgeführt. Nach einigem Hin und Her führte die Polizei unter ausdrücklicher Androhung des Einsatzes von Pfefferspray einen “Zugriff” durch.
Bei diesem Zugriff wurden ein Rentnerpaar von “Christians for Future Aachen” so heftig auf den Asphalt gestoßen, dass eine Frau ein Loch im Kopf davon trug, das später in Hamm ärztlich aufgenommen wurde. Ihr Ehemann erlitt einen Schock. Die Bitte der Pilger an die Polizei, einen Sanitäter für die bewußtlos am Boden liegende Rentnerin zu besorgen, wurde barsch abgelehnt. Die Polizei weigerte sich ausdrücklich, erste Hilfe zu leisten.
Erst als der herbeitelefonierte Pfarrer Ludger Schlotmann aus Beckum eintraf, entspannte sich die Lage. Nach viel zu langer Zeit erkundigte sich auch die Polizei bei dem Rentnerpaar von “Christians for Future Aachen”, ob ein Sanitäter gebraucht würde, was diese aber ablehnten, weil sie Pfarrer Schlotmanns Angebot, sie nach Hamm zu fahren, angenommen hatten.
Dem Rest der Pilgergruppe wurde schließlich erlaubt, ihren Kreuzweg weiter zu gehen. Das Mitführen und Zeigen von politischen Fahnen und Transparenten wurde jedoch ausdrücklich verboten (auch das
Misereor Hungertuch und das Papst Franziskus Zitat). Die Polizei beschlagnahmte dann noch ein Handy ohne Beschlagnahmeprotokoll.
Am Ende machten sich die Pilger als geschlossene Gruppe nach Hamm auf, während die Fahrzeuge wegen der beschlagnahmten Fahrzeugschlüssel an Ort und stelle bleiben mussten.
Während die Gruppe unterwegs ist, wird Kreuzträger Jonas aus dem Polizeigewahrsam entlassen.
Eine entsprechende Pressemitteilung kann hier nachgelesen werden. Den Offenen Brief des Pilgers Jürgen Blüer an den Oberbürgermeister der Stadt Hamm, Marc Herter, findet sich hier.
Auf ihrem Weg zum heutigen Etappenziel Hamm wurde die Pilgergruppe des Kreuzwegs für die Schöpfung von Gorleben nach Garzweiler von der Polizei brutal gestoppt. Die Kirche(n) im Dorf lassen hat dazu eine PM versendet, ihr findet sie hier.
17. Etappe des Kreuzwegs für die Schöpfung: Stromberg nach Beckum, 22.7.21
Pater Davis und Pfarrerin Melanie Erben hielten gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst in der Stromberger Wallfahrtskirche. Anschließend begleiteten die beiden die Pilgergruppe auf der Etappe nach Beckum.
Von diesem Gottesdienst gibt es auch ein Video.
16. Etappe des Kreuzwegs für die Schöpfung: Gütersloh nach Rheda-Wiedenbrück, 20.7.21
Mit nur 10 km ist die Etappe von Gütersloh nach Rheda-Wiedenbrück die kürzeste des gesamten Kreuzwegs für die Schöpfung. Doch dieser Spaziergang durch die grüne Natur konnte niemanden auf das vorbereiten, was die Pilger an seinem Ende erwartete: Tönnies – die größte Schlachterei Europas. Ein Ort an dem man die Gewalt regelrecht körperlich spüren kann.
Es gibt dort keinen öffentlichen Grund, darauf zu stehen und seine Grundrechte auf Demonstration oder Andacht auszuüben. Recht schnell war auch die Polizei da und machte klar: Aller Parkplatz gehört Tönnies und ist nicht zu betreten. Der Radweg hat freizubleiben. Die Autos auf der Straße dürfen nicht oder irritiert werden.
Als ihnen klar wurde, dass sie die Pilger schon festnehmen und das Kreuz beschlagnahmen müssen, um das durchzsetzen, ließ sich die Polizei auf einen Kompromiß ein: Die Autos kommen weg, die Fahnen und Plakate werden zurückgenommen. Dafür darf auf dem Grünstreifen gepicknickt werden.
Abschließend betonte ein Polizist noch, dass dies aber nur so lange gälte, wie die Öffentlichkeit sich nicht beschwere. Die Nachfrage, ob man “Öffentlichkeit” in diesem Fall mit “Tönnies” übersetzen dürfe, bejahte er.
Die Andacht gestalteten die Pilger gemeinsam mit Animal-Save-Movement, IG WerkFAIRträge, Bündnis gegen Tönnies-Erweiterung, Parents for Future Rheda-Wiedebrück und der Linken. Die örtlichen Aktivist*innen vermuteten, dass es den Kirchen in Rheda-Wiedenbrück zu heikel war, öffentlich gegen den reichsten und einflußreichsten Mann der Stadt aufzutreten.
Interessant waren die Reaktionen der bei Tönnies Arbeitenden: Die Rumän*innen und Bulgar*innen, die hier mit Werksverträgen ausgebeutet werden, bis sie erschöpft sind und durch neue ersetzt werden, reagierten durchweg positiv. Einzelne fragten um Hilfe und juristischen Beistand. Die gutbezalhten deutschen Führungkräfte dagegen gestikulierten wild empört hinter den Steuerrädern ihrer SUVs und BMWs.
Das Wort von Papst Franziskus: “Diese Wirtschaft tötet” wirkt an wenigen Orten so stark, wie hier.
Einige Menschen beschwerten sich, dass die Schweine-Performance ihre Kinder traumatisieren würde. Dabei ist sie nur der Versuch, annähernd sichtbar zu machen, was hier passiert:
Jeden Tag werden hier 30.400 Tiere getötet. Das sind über 1.250 in der Stunde. In der Zeit, in der die Pilger vor Tönnies waren, sind dort über 6.000 Tiere umgebracht worden. Und über 1.000 weiter haben den Schlachthof erst gar nicht lebend erreicht.
Stichwort Klimagerechtigkeit: Selbst wenn einem Tierwohl, großflächige Landschaftszerstörung durch Futtermittelanbau und (un)faire Arbeitsbedingungen egal sind:
Etwa 25% unseres CO-2-äquivalents verursachen wir durch unsere fleischlastigen Essgewohnheiten. Wirksamer Klimaschutz ist ohne eine Ernährungswende unmöglich.
Mensch kann also auch aus reinem Egoismus, oder liebe zu den eigenen Kindern gegen dieses Schweinesystem sein.
Ein Jahr Mahnwache, ein Jahr MahnwächterInnen in Lützerath an der L277
Einladung zum Gottesdienst am 24. Juli 2021
Die Initiative „die Kirchen im Dorf lassen“ begeht in einem kleinen Gottesdienst am 24.7.2021 um 17 Uhr am Wendehammer in Lützerath den Gedenktag der Begründung der Lützerather Mahnwache. Neben HirtInnen sind WächterInnen ein wiederkehrendes Bild der Bibel. Die Sehnsüchte der WächterInnen werden im Psalm 130 zum Inbegriff des kurzfristig unerreichbar Scheinenden, das dann gleich dem Morgenrot irgendwann doch mit Gewissheit kommt/eintritt. „Und er (Gott) wird Israel erlösen aus all seinen Sünden“. So wie die nächtlichen Wächter in Israel müssen auch die WächterInnen von Lützerath gegen ihren eigentlichen Rhythmus wachsam sein, abhängig davon wann und wie die Bagger kommen. Doch wir hoffen mit ihnen auf die Verheißung einer Erlösung von der Klimakrise … und sind ihnen und allen, die in Lützerath für den Heimatplaneten wachsam sind, dankbar. Dies wollen wir in einem kleinen Gottesdienstfest feiern.
Trotz aller Lockerungen bitten wir: Tragt im engeren Kontakt mit anderen BesucherInnen eine Alltagsmaske, bildet Fahrgemeinschaften nur innerhalb Eurer Hausgemeinschaft und tragt Euch in die Nachverfolgungslisten ein!