Kommentar zu einem Interview mit Domdechant Kleine

Leserbrief  zur XR-Aktion im Kölner Dom

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Herr Domdechant Msgr. Kleine erwähnt im Interview, dass es nachher kein Gespräch gegeben habe. Das ist nicht verwunderlich: Nach allem, was ich gelesen und in dem kleinen Videoausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=_43hvPCILd0 gesehen habe, handelte sich um eine Ansprache mit religiösem Inhalt, also um eine Predigt, und Predigten führen nicht unbedingt zum anschließenden Dialog. Der Inhalt war offensichtlich nicht anstößig. Die Berufung auf päpstliche Enzykliken ist ja nichts Verwerfliches.

Worum ging es meiner Meinung nach? Dass die Kirche ihre Mitglieder seit je her anhält, gute Staatsbürger zu sein, entspricht christlicher Tradition und Lehre seit Paulus. Dies bedeutet heutzutage, sich verantwortlich in die Demokratie einzubringen. In unserer Gesellschaft ist der Staat so sehr mit der Wirtschaft verflochten, dass viele meinen, dem Wirtschaftssystem zolle man die gleiche Zustimmung wie dem demokratischen Staat. In Wirklichkeit widerspricht die Soziallehre der Päpste aber mehr oder weniger deutlich den Prinzipien des Liberalismus, der unsere heutige Wirtschaft ja bestimmt. Erst recht die Enzykliken des jetzigen Papstes bestätigen dies. Dies wird in unseren Kirchen kaum thematisiert, davon spricht auch der Herr Domdechant nicht. Die Bewahrung der Schöpfung, die er erwähnt, macht aber diese Kritik dringend erforderlich. Den mächtigen Konzernen wie RWE wird aber nicht widersprochen noch erst recht Widerstand geleistet. Weil eine solche Verkündigung in der Regel nicht stattfindet, hat Extiction Rebellion nun die Predigt gehalten (im sachlichen Ton, ohne jede Aggression oder Beleidigung).

Ob man im Heiligtum unerlaubt predigen darf, mag man bei Amos 7,12 ff nachlesen. Was ein Die-In ist, dürfte aus den Medien seit langem ausreichend bekannt sein, dass es eine Symbolhandlung ist, ist offensichtlich, und auch solche Symbolhandlungen finden wir bei den Propheten reichlich.

Was die richtige oder falsche Zeit angeht, will ich nur lapidar sagen: Wenn die Kirche leer ist, braucht man ja nicht zu predigen.

 

Mein Fazit: Es handelte sich um eine Predigt mit Symbolhandlung - allerdings nicht autorisiert. Trotzdem ist es angebracht, bei dieser Ansprache gut zuzuhören.

 

Mit freundlichem Gruß!

 

Manfred Esmajor