Lass Gerechtigkeit regnen

Impuls zu Jes 45,8 von Anselm Meyer-Onz, 30.9.21 vor dem Amtsgericht Erkelenz

 

Jesaja ben Amoz war jemand, der plötzlich laut wurde, in einer bestimmten Zeit in Israel. Die Herren herrschten schlecht, das Land verarmte, es herrschte soziale Ungerechtigkeit, wahrscheinlich wurden Steuern eingezogen, die nicht mehr leitbar waren, das System in Israel funktionierte nicht mehr, es wurde fragil und angreifbar und es wurde dann auch angegriffen, und die judäische Elite wurde in die babylonische Gefangenschaft verschleppt. Später wurden andere furchtlose Mahner zu diesem Jesaja hinzugezählt. Einen Teil der hinzu gezählten furchtlosen Mahner haben wir gerade gehört, aus dem sog. Deuterojesaja, der in der babylonischen Gefangenschaft die Hoffnung auf einen neuen Auszug aus dem Verlust der kulturellen, politischen und religiösen Autonomie wachhielt.

Was müssen wir uns unter einem Propheten / eine Prophetin vorstellen? Fragen wir einfach den ehemaligen Primas der AnglikanerInnen, Rowan Williams, den Alterzbischof von Canterbury: "Gott hat in Greta Thunberg eine Prophetin erweckt" ! (https://www.katholisch.de/artikel/30740-frueherer-anglikaner-primas-greta-thunberg-ist-eine-moderne-prophetin)

Greta Thunberg ist eine Prophetin Gottes in einer Zeit, in welcher die Herren und Herrinnen das Kapital der Zukunft aufzehren, in der vom Einkommen der Kinder und Enkel gelebt wird.

In diesen Worten einer Greta Thunberg der Jahre zwischen 600 und 500 v Christus haben Theologen bestimmte theologische Botschaften über Gott entdeckt, die selbst den nicht gläubigen unter uns banal erscheinen, die aber im Vergleich der seinerzeit vorkommende Religionen doch neu waren:

Es gibt nur einen Gott. Dieser Gott hat die Welt geschaffen, sie ist seine Schöpfung, sie ist also vor ihrer Existenz bereits sein liebevoller Gedanke. ER hat diese Welt vor ihrer Schöpfung gerecht gedacht – und das hören wir in diesem schwer zugänglichen Text heute mehrfach. In dieser Schöpfung mag Ungerechtigkeit vorkommen, doch vom Himmel kommt ein Traum auf uns herab von einem Auszug zu neuer Gerechtigkeit.

Wir stehen heute vor einem Gericht, vor das eine von uns gezogen wurde. Der Prozess ist ungerecht. Selbst der Staatsanwalt wollte den Prozess nicht, sie wollte den Prozess mit einem sogenannten Strafbefehl vermeiden. Denn diese Anklage hat weder die Herstellung von Gerechtigkeit noch die Herstellung von Rechtsfrieden zum Ziel, sie soll schlicht und einfach Angst machen vor einem babylonischen Reich unserer Zeit, vor dem Reich der rücksichtslosen Kohleverbrennung durch die RWE AG, dem 15.größten deutschen Unternehmen, mit einem Jahresumsatz von 48 Mia. € einem Jahresgewinn von 1,2 Mia. € und knapp 60.000 MitarbeiterInnen. Es wird – vermutlich am Ende auf Kosten der Steuerzahler hier ein Prozess geführt, wegen eines mutigen Stehenbleibens auf einer für die Menschen wichtigen Straße, welche dieses babylonische Reich vernichten wollte und vernichtet hat. Es wird der Bruch des Hausfriedens vorgeworfen, weil ein Mensch sich dem Krieg, gegen Bäume, gegen Singvögel, gegen die Vernichtung fruchtbaren Ackerbodens entgegengestellt hat, weil er den Frieden mit Gottes Schöpfung bewahren wollte.

Hiergegen spricht dieser Jesaja:

Nur zu Gott gehöre ich, Gott redet Gerechtigkeit und Stärke.

Alle, die dagegen entbrennen, kommen und werden beschämt.

In Gott werden gerecht und rühmen sich alle Nachkommen Israels.

Und über die anderen, die Bilder von den Kosten der Bewahrung der Schöpfung produzieren anstelle dass sie Bilder der Kosten des Klimawandels und des Angriffes auf die Schöpfung des gerechten Gottes zulassen, spricht der deuterojesaja:

Beschämt und auch zuschanden sind alle,

zusammen gehen sie in Schande, die Bilder herstellen.

Beten wir hier und heute für ein gerechtes Urteil, vielleicht noch einmal mit Blick auf das jüngste Urteil des Kölner Verwaltungsgerichtes mit Gerd Schinkels Worten:

„Vielleicht gibt es in ein paar Jahren,

den Weg in ein Gerichtsverfahren,

und ein Gerichtsreporter schreibt: Lützerath bleibt.

Und ihr steht angeklagt vorm Richter,

wegen Betrugs als Lebensvernichter

und seht mit Augen, die ihr reibt – Lützerath bleibt.“