Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» Joh. 6,68

Brief des Apostel Paulus an Titus, 3,1–7

 

 

Mein Sohn! Erinnere alle daran, sich den Herrschern und Machthabern unterzuordnen und ihnen zu gehorchen. Sie sollen immer bereit sein, Gutes zu tun,

sollen niemand schmähen, nicht streitsüchtig sein, sondern freundlich und gütig zu allen Menschen.

Denn auch wir waren früher unverständig und ungehorsam; wir gingen in die Irre, waren Sklaven aller möglichen Begierden und Leidenschaften, lebten in Bosheit und Neid, waren verhasst und hassten einander.

Als aber die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien,

hat er uns gerettet - nicht weil wir Werke vollbracht hätten, die uns gerecht machen können, sondern aufgrund seines Erbarmens - durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist.

Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter,

damit wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen.

 

 

Ps 23

 

Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.

Er lässt mich lagern auf grünen Auen

und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.

Er stillt mein Verlangen;

er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.

 

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,

ich fürchte kein Unheil;

denn du bist bei mir,

dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.

 

Du deckst mir den Tisch

vor den Augen meiner Feinde.

 

Du salbst mein Haupt mit Öl,

du füllst mir reichlich den Becher.

 

Lauter Güte und Huld

werden mir folgen mein Leben lang,

und im Haus des Herrn

darf ich wohnen für lange Zeit.

 

 

Evangelium des Tages

Lk 17,11–19

 

Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.

Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen

und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!

Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein.

Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme.

Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samariter.

Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun?

Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?

Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.

 

 

Wie wollen wir leben? - Themenwoche in WDR

 

 

 

St. Martin - Bischof von Tours

* um 316 (?) in Sabaria, heute Szombathely in Ungarn

† 8. November 397 (?) in Candes, heute Candes-Saint-Martin bei Tours in Frankreich

 

Heute ist der 11. November, der Tag des hl. Martin, wohl einem der bekanntesten Heiligen, was wohl – zumindest hier bei uns – auch mit dem Brauchtum zu seinen Ehren zu tun hat: Martinszüge mit Liedern und Laternen, Martinswecken und – die Martinsgans. Letzteres würde ihm wahrscheinlich nicht so gut gefallen, aber dazu komme ich noch.

 

Erst einmal möchte ich etwas über diesen Martin erzählen, der mehr war als ein barmherziger Soldat.

 

Die einzige Quelle zu seinem Leben und Wirken stammt von Sulpicius Serverus, der Martin wahrscheinlich noch kurz vor seinem Tod kennenlernte.

 

Martin wurde in Sabaria, Pannonien, dem heutigen Ungarn, geboren. Sein Geburtsjahr ist nicht ganz sicher, es wird mit 316 oder auch 336 angegeben – je nachdem, wie lang sein Kriegsdienst angegeben wird. Bereits mit 15 , damals üblich, kam er auf Drängen seines Vaters, selber Soldat, zum Militär. Während seiner Militärzeit lernte er Armut, Elend und Leid kennen, bei Soldaten und der Bevölkerung, und er half, wo er konnte. Die berühmte Geschichte der Mantelteilung fand in Amiens statt: Er begegnete im Winter einem Bettler, der nur unzureichend oder gar nicht bekleidet war und teilte seinen Mantel mit ihm. Das er tatsächlich auf einem Pferd saß, ist eher unwahrscheinlich, wahrscheinlicher war er zu Fuß. In der darauffolgenden Nacht sah er in einer Vision Christus, umgeben von Engeln, der jene Mantelhälfte trug, die Martin dem Bettler gegeben hatte, und Christus sprach: „Martin hat mich mit diesem Gewand bedeckt. Was immer ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ Martin ließ sich taufen, blieb aber noch beim Militär. Als er sich nicht weiter verpflichten wollte, bat er – vor einer Schlacht, mit dem Hinweis darauf, dass er als Christ nicht töten dürfe – den Kaiser Julian um seine Entlassung. Dieser verweigerte es und warf Martin Feigheit vor. Martin wollte daraufhin ohne Waffen, nur mit dem Kreuz, in die Schlacht ziehen. Dazu kam es dann nicht, da die Vangionen, ein germanischer Verband bei Worms, sich vorher unterwarfen. In der Darstellung wird dies dem Eingreifen Gottes zugeschrieben, um so Martin zu retten.

 

Nachdem Martin das Militär verlassen hatte, ließ er sich eine Zeitlang im christlichen Glauben von Hilarius von Poitiers unterrichten und wurde zum Exorzisten ernannt, d.h. er sollte bei der nichtchristlichen gallischen, bzw. bei der arianisch-christlichen gotischen Bevölkerung missionieren. Er tat dies mit dem Kreuz, mit Gebeten – und Wundern – und mit seiner asketischen Lebensführung, indem er nur das Überlebensnotwendige für sich behielt, alles andere aber verteilte an die Armen. Immer wieder suchte er das Leben in der Einsamkeit als Eremit, doch immer wieder schlossen sich ihm viele andere Menschen an, die seinem Beispiel folgen wollten. Martin gründete an diesen Orten christlicher Gemeinschaft Klöster und zog dann weiter – u.a. als erstes Kloster des Abendlandes die Abtei de Ligugè und das Kloster von Marmoutier bei Tours und begründete so die Klosterkultur Südfrankreichs.

 

372 wurde in Tours der Bischofssitz frei und die Bischöfe, die auf das Engste mit den Mächtigen verbunden waren, bzw. aus ihren Reihen stammten, wollten ihn mit ihrem Kandidaten besetzen. Doch die Bevölkerung von Tours rief per Akklamation – ein Recht, das noch heute Gültigkeit hat – Martin, der in der Nähe als Eremit lebte, zu „ihrem“ Bischof aus. Und aus diesem Zusammenhang kommt die Legende zu der Martinsgans: Martin wollte nicht Bischof werden, er empfand sich als unwürdig für dieses Amt, und versteckte sich in einem Gänsestall vor den Toren der Stadt. Die aufgeschreckten Tiere fingen laut an zu schnattern und verrieten so Martin, der geholt und auf den Schultern der Menschen in die Stadt getragen wurde. Auch als Bischof blieb er seinen Überzeugungen treu: Er lebte in einer einfachen Holzhütte vor der Stadt, nur ein Bruder ging ihm dort zur Hand, trug weiter seine einfache Mönchskutte. Er weigerte sich, auf dem prächtigen Bischofsthron zu sitzen und saß stattdessen daneben auf einem Holzschemel – und er kümmerte sich um die Armen, die Bedürftigen und Ausgestoßenen. Er reiste sogar zwei mal nach Trier zu Kaiser Maximus, um sich für Gefangene einzusetzen, denen der Tod drohte.

 

397 starb Martin in Candes und wurde am 11. November in Tours bestattet.

 

Er ist der erste christliche Heilige, der kein Märtyrer war, sondern als Bekenner heilig gesprochen wurde. In Frankreich wurde er bereits 100 Jahre nach seinem Tod zum Nationalheiligen erklärt, viele Kirche und Ortschaften tragen seinen Namen bis heute.

 

 

Mit dem Brauch der Martinsgans, die für ihn geschlachtet wird, wäre er sicherlich nicht einverstanden. Martin setzte sich für jedes Leben ein, den jedes Leben ist Schöpfung Gottes und somit heilig – und als Asket aß er natürlich auch kein Fleisch.

 

Martin, der Kriegsdienstverweigerer, der Missionar, der, wenn er mit Schlägen aus einer Stadt gejagt oder überfallen wurde, sich nicht wehrt außer mit Gebeten, der Eremit und Asket, der Bischof, der jeden Prunk verweigerte, der Helfer derjenigen, die in Not waren, ohne Ansehen ihrer Person. Wenn Martin nur halb so gut war, wie ihn Sulpicius Serverus schildert, so hätte er auch dann unser Gedenken an ihn verdient.

 

Martin wurde um 316 in Sabaria, dem heutigen Steinamanger in Ungarn, geboren. Mit fünfzehn Jahren wurde er in die Gardereiterei eingereiht und wenig später in den Westen versetzt. Am Stadttor von Amiens teilte er seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Bettler; in der Nacht darauf erschien ihm Christus, mit dem abgeschnittenen Mantelstück bekleidet. Mit achtzehn Jahren ließ sich Martin taufen, diente aber noch bis 356 in der kaiserlichen Garde. Nach seinem Ab­schied vom Heer (in der Nähe von Worms) ging er zum Bischof Hilarius von Poitiers, der ihn in die pannonische Heimat zurückschickte. ­Um 360 traf er wieder mit Hilarius zusammen. 361 gründete er Ligugé, das erste Kloster Galliens. 371 wurde er Bischof von Tours, 375 gründete er das Kloster Marmoutier an der Loire, das zu einem Mittelpunkt monastischer Kultur wurde und als Missionsseminar bezeichnet werden kann. Unermüdlich widmete er sich der Glaubenspredigt in den noch weithin heidnischen Gebieten. Er starb am 8. November 397 und wurde am 11. November in Tours begraben. Sein Grab wurde zum Nationalheiligtum der Franken. Martin ist der erste Nichtmärtyrer, der in der abendländischen Kirche als Heiliger verehrt wurde.